Archiv für den Monat: November 2008

Junge Erwachsene und Arbeitslosengeld II

Wie eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergeben hat, verfestigt sich der Hilfebezug von Arbeitslosengeld II bereits in jungen Jahren. So standen ca. 40 % der 18-29-Jährigen, die im Januar 2005 Arbeitslosengeld II bezogen haben, Ende 2006 immer noch im Leistungsbezug. Von den restlichen 60 % waren die Hälfte bis Ende 2006 mindestens zeitweise erneut auf Arbeitslosengeld II angewiesen. Vor allem Geringsqualifizierte und junge Menschen ohne Erwerbserfahrung sind von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.

Link zum Kurzbericht des IAB

Sachsen gewinnt PISA 2006

Der dritte PISA-Ländervergleich liegt vor und innerhalb Deutschlands ist Sachsen der „Gewinner“. Wie die Kultusministerkonferenz mitteilt, sind seit PISA 2000 kontinuierliche Verbesserungen in allen drei Kompetenzbereichen sichtbar, was auf eine positive Entwicklung des Bildungssystems hinweisen würde.  Allerdings wiesen die meisten Bundesländer nach wie vor erhebliche Anteile leistungsschwächerer SchülerInnen auf, vor allem im Bereich Hauptschule.  Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzerwerb sei leicht zurückgegangen, was auf Kompetenzzuwächse von SchülerInnen aus unteren sozialen Schichten zurückgeführt wird. Der Schwerpunkt von PISA 2006 lag auf der Untersuchung des naturwissenschaftlichen Verständnisses. Im internationalen Vergleich geht der Spitzenplatz wieder an Finnland, gefolgt von Hongkong und Kanada. Deutschland liegt auf Platz 13 und damit zum ersten Mal signifikant über dem OECD-Durchschnitt.

Link zur Zusammenfassung der Ergebisse der PISA-Studie

Private Überschuldung zurückgegangen

Wie die Creditreform im aktuellen SchuldnerAtlas darstellt, ist die private Überschuldung in Deutschland spürbar zurückgegangen. Insgesamt waren zum Stichtag 1.10. knapp 6,9 Mio. Menschen über 18 Jahren überschuldet, dies entspricht einer Schuldnerquote von 10,11 % (2007: 10,85 %).  Dabei hat die Überschuldung in den neuen Bundesländern stärker abgenommen und liegt damit nur noch geringfügig höher als in den alten Bundesländern.  Einen Grund für den Rückgang sieht die Creditreform im Konjunkturaufschwung 2006-2008.  Insofern droht nach ihrer Ansicht eine neue Überschuldungswelle aufgrund des zu erwartenden Wiederanstiegs der Arbeitslosigkeit.

Link zur Website der Creditreform mit diversen Downloadmöglichkeiten

Jeder zweite Job befristet

Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in der soeben erschienenen Ausgabe 1/2008 der Zeitschrift IAB-FORUM berichtet, ist derzeit jeder zweite Job in Deutschland befristet. Die Gründe seien vielfältig,so hätte manche Befristung den Charakter einer verlängerten  Probezeit, im öffentlichen Dienst seien dagegen vor allem Spargründe ausschlaggebend. Mehr als zwei Millionen Arbeitskräfte sind auf Basis eines befristeten Vertrags tätig.

Link zur Pressemitteilung des IAB vom 13.11.2008

Frauen immer noch schlechter bezahlt als Männer

Wie das Statistische Bundesamt gestern mittteilte, werden Frauen in Deutschland weiterhin schlechter bezahlt als Männer. Insgesamt ermittelte das Statistische Bundesamt für das Jahr 2007 einen Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern in Höhe von 23% – vor allen in Wirtschaftszweigen, in denen viele Frauen tätig sind, ist das Gefälle überdurchschnittlich hoch. Dabei lassen sich auch Unterschiede zwischen Ost und West feststellen, so ist der Abstand zwischen den Geschlechtern vor allem in den neuen Bundesländern sehr hoch. Dies läge an den deutlich höheren Verdiensten der Männer in den alten Bundesländern  im Vergleich zu den neuen Ländern.

Link zur Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts

Klagen von Hartz-IV-EmpfängerInnen gescheitert

Wie heute u. a. von der Frankfurter Rundschau berichtet wird, sind mehrere Klagen von Hartz-IV-EmpfängerInnen vor dem Bundessozialgericht (BSG) gescheitert. Lediglich die Übernahme der tatsächlichen Kosten einer Klassenfahrt in voller Höhe wurde anerkannt. Ein-Euro-JobberInnen aber müssen ihre Fahrtkosten aus der Mehraufwandsentschädigung bestreiten und das Einkommen eines Partners kann beim Alg II eines Kindes angerechnet werden, obwohl er nicht der Vater des Kindes hat (und damit auch keinen Steuerfreibetrag für das Kind erhält) und gesetzlich nicht unterhaltsverpflichtet ist.  Auch die Anwendung des Asylbewerberleistungsgesetzes für Asylbewerber und geduldete oder ausreisepflichtige Zuwanderer (statt SGB II mit den höheren Alg-II-Leistungen) wurde als rechtmäßig anerkannt. Hinweis: Urteile des BSG können nach Veröffentlichung anonymisiert online eingesehen und downgeloadet werden (s. Link).

Link zum Artikel in der FR

Link zur Website der Sozialgerichtsbarkeit

Mietbelastung in Berlin erreicht alarmierende Höhe

Die Mietbelastung Berliner Haushalte erreicht alarmierende Höhe. Dies ist eins der Ergebnisse des aktuellen „Immobilienpreisservice“ des Immobilienverbands Deutschland. So seien die Mietpreise auf durchschnittlich 5,75 Euro/qm gestiegen und lägen durchschnittlich um 1 Euro höher als im Berliner Mietspiegel angegeben. Mit 29 % hätte die Mietbelastung der Berliner eine „alarmierende Höhe erreicht“. Da die Mietbelastung in Relation zum Einkommen berechnet wird, weist der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg trotz geringem Quadratmeterpreis die höchste Miebelastungsquote Berlins auf. Auch seien die Betriebs- und Energiekosten deutlich gestiegen. Ein weiteres Argument (aus unverdächtiger Quelle!) für die Erhöhung der Richtwerte (angemessener Wohnraum!) für Hartz-IV-EmpfängerInnen. Wer aktiv werden möchte, kann sich an der Unterschriftensammlung des Berliner Arbeitslosenzentrums BALZ beteiligen.

Link zur Pressemitteilung des IVD Berlin-Brandenburg

Link zur Unterschriftensammlung des BALZ Berlin

Arme KünstlerInnen

Eine Studie zu den Lebensverhältnissen von KünstlerInnen hat – wenig überraschend – ergeben, dass die wirtschaftliche Lage von KünstlerInnen in Deutschland nicht sehr rosig ist. Nettolöhne von 5 Euro sind bei den ca. 300.000 KünstlerInnen keine Seltenheit, wie die Politikwissenschaftlerin Carroll Haak im Interview mit der TAZ berichtet.  Interessanterweise gilt hier die Formel „höheres Bildungsniveau = höherer Verdienst“ nur für die Zweitjobs, mit denen die KünstlerInnen ihren Lebensunterhalt finanzieren (müssen).  Aufgrund mangelnder Organisation der zumeist freischaffend Tätigen seien die meisten EinzelgängerInnen. Vielen drohe Altersarmut.

Link zum Interview in der TAZ

Regelsätze verfassungswidrig?

Wie u. a. die Frankfurter Rundschau meldete, hält das hessische Sozialgericht die Regelsätze von Hartz IV für verfassungswidrig – das Bundesverfassungsgericht soll dies nun prüfen. Vor allem wurde bemängelt, dass die Regelsätze für Kinder (60 %) und Jugendliche (80 %) rein statistisch vom Regelsatz des Haushaltsvorstandes abgeleitet sind. Wohlfahrtsverbände, aber auch Politiker/-innen einiger Parteien begrüßen den Standpunkt des hessischen Sozialgerichts.

Link zum Artikel in der FR