Archiv für den Monat: Januar 2012

Kinderarmut nicht gesunken wie behauptet

In der Süddeutschen Zeitung konnte man gestern lesen, dass die Kinderarmut in Deutschland erheblich gesunken sei – von September 2006 bis September 2011 seien 257 000 Minderjährige unter 15 Jahren weniger im Leistungsbezug, wie die Bundesagentur für Arbeit mitgeteilt hatte. Nun rudert die Zeitung aufgrund der Intervention des Paritätischen Gesamtverbands zurück: Die absolute Zahl sage nichts über den Anteil armer Kinder aus, so sei der Anteil von Unter-15-Jährigen im Hartz-IV-Bezug lediglich von 15 % 2006 auf 14,9 % 2011 gesunken. Allerdings gebe es mittlerweile 750 000 Kinder unter 15 Jahren weniger – so schön kann mit Zahlen getrickst werden!

Link zum heutigen Artikel in der Süddeutschen Zeitung

Frauenarmut im Alter

In einer aktuellen Studie der Freien Universität Berlin (FU) weisen Barbara Riedmüller und Ulrike Schmalreck nach, dass Frauen – vor allem aufgrund von Unterbrechungen im Erwerbsverlauf, aber auch durch mehr Teilzeitjobs – im Alter schlechter abgesichert sind als Männer. Dabei haben die beiden Wissenschaftlerinnen in ihrer Untersuchung zu den Lebens- und Erwerbsverläufen von Frauen deutliche Ost-West-Unterschiede feststellen können: Ostfrauen arbeiten häufiger Vollzeit und sind durch die Erwerbstätigkeit der Frauen als „Staatsdoktrin“ (taz von heute) im Alter im Vorteil. Ihre Auswertung von Daten der Deutschen Rentenversicherung zeigt dabei auch begünstigende und hemmende Faktoren einer eigenständigen Alterssicherung der Frauen auf.

Link zur Studie

Neuer Integrationsbericht zeigt weiterhin deutlich erhöhtes Armutsrisiko bei Migrationshintergrund

Wie der zweite „Integrationsindikatorenbericht“ der Bundesregierung zeigt, liegt die Armutsrisikoquote der Bevölkerung mit Migrationshintergrund mit 26,2 % deutlich über der der Gesamtbevölkerung mit 14,5 %. Auch der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer, die auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen sind, sei mit 20,9 % mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung (9,4 %), jeweils Stand 2010. Der über 250 Seiten starke Bericht beleuchtet detailliert die Lebenslagen von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Wie die Integrationsbeauftragte Böhmer in ihrem Vorwort feststellt, bestehen noch deutliche Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund, was die Teilhabe angeht. In vielen Bereichen wie der Bildung seien aber auch deutliche Fortschritte erzielt worden .


Link zum Bericht

Neues zum Jahreswechsel

Der Armutsblog hat zum Jahreswechsel eine längere Urlaubspause eingelegt und meldet sich mit den letzten Neuigkeiten zum Thema Armut aus 2011 sowie den ersten aus 2012 in Stichworten zurück:

*Laut einer britischen Studie gelingt es benachteiligten Kindern in Deutschland kaum, über Bildung aufzusteigen (Berliner Zeitung vom 8.12.11)

*Geringverdiener/-innen sterben laut Interpretation von BA-Daten durch die Linkspartei früher als andere (taz vom 13.12.11)

*Das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen ist in Deutschland laut einer Unicef-Studie regional ungleich verteilt – In Baden-Württemberg geht es ihnen am besten, in Bremen am schlechtesten (taz vom 17./18.12.11)

*Die Ungleichheit der Gesellschaft muss laut dem Chicago-Ökonom Raghuram Rajan nicht hingenommen werden (FAS vom 8.1.12)

*In Deutschland sind Erwerbslose laut Daten von Eurostat im EU-Vergleich besonders von Armut betroffen (Berliner Zeitung von heute)

Zum Lesen gibt es abschließend ein Dossier von zwei Zeit-Redakteur(inn)en, die als „Maria und Josef im Ghetto des Geldes“ versucht haben, als obdachloses Paar verkleidet im Taunus Hilfe zu erhalten.

Zeit-Artikel Maria und Josef